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31.01.2022

Schnelle Verkehrsalternativen im NÖ Zentralraum entpuppen sich als Luftschloss

Wie aus zuverlässigen Quellen der ÖBB Infrastrukturtechnik zu erfahren war, gibt es weder finanzielle Mittel, noch werden schon vorhandene Planungen für die Realisierung des zweispurigen Ausbaus der Bahnverbindungen nach Krems oder in den Süden, Richtung Hainfeld, herangezogen.


Laut ÖBB Managementkreisen beauftragt das grüne Ministerium neue Grundlagenstudien, die nicht vor Mitte dieses Jahrzehnts abgeschlossen sein werden. Erst danach soll konkret mit den Planungsarbeiten zum zweispurigen Ausbau der Strecke St. Pölten Herzogenburg und weiter nach Krems begonnen werden. Und dies obwohl bereits Ende der 2000er Jahre, damals unter sozialdemokratischen Verkehrsministern, ebensolche Planungsarbeiten ausgearbeitet und „bis zum letzten Kanaldeckel“ abgeschlossen wurden. Der Planungsabteilung der Landeshauptstadt St. Pölten liegen diese gemeinsamen Projektunterlagen, welche Ende der 2000er Jahre bereits den zweigleisigen Ausbau des Schienennetzes forcierten, vor.


Genug gewartet, genug geplant


„Ernüchternd, dass es anscheinend keine zeitnahen Maßnahmen zur Entlastung unserer Hauptverkehrsachsen im Straßenverkehr geben soll“, wundert sich der St. Pöltner SPÖ-Chef Matthias Stadler über diese unnötigen Verzögerungen zu Lasten weiterer Generationen von BerufspendlerInnen, SchülerInnen und Studierenden, Handels- und GewerbekundInnen und nicht zuletzt der Industrie und Verwaltung.

„Wir wollen niemanden den schwarzen Peter zuschieben“, betont das St. Pöltner Stadtoberhaupt. „Uns ist bewusst, dass Frau Ministerin Gewessler erst seit zwei Jahren im Amt ist. Was uns fragend zurücklässt ist, warum man nicht auf die Vorarbeiten aus dem eigenen Hause zurückgreift.“


Alternativen ernsthaft andenken – Anbindung des Umlandes an öffentlichen Verkehr jetzt starten


Für die medienwirksam angekündigte Alternativen zum Straßenverkehr, im Zuge der Absage der langjährig geplante Entlastungsstraßen für St. Pölten, gibt es keine Anhaltspunkte.


In Anbetracht der fehlenden – über die „Planung der Planung“ hinausgehenden – Maßnahmen schlägt Stadler konkrete Alternativen zum unabsehbaren Schienenausbau vor.


Eine klimafreundliche, in absehbarer Zeit realisierbare Verbindung und Ergänzung zum Erfolgsmodell LUP im Stadtverkehr, stellt die Anbindung der zwei größten Nachbarstädte im Norden und Süden der Landeshauptstadt Herzogenburg und Wilhelmsburg mittels zwei Oberleitungsbuslinien dar. Hier zeigt sich sowohl das Ziel der umweltfreundlichen Elektrotechnik als auch die weitaus kostengünstigere Variante des Busverkehrs, gegenüber der langwierigen Umsetzungsphase des Schienenausbaus als überlegene Vorteile.


„Wir haben uns europaweit und in anderen österreichischen Städten, alternative Verkehrssysteme angesehen, die nicht nur den Stadtverkehr, sondern auch das Umland innovativ, gut getaktet und bürgernah anbinden“, verweist Stadler auf anerkannte Best-practice-Beispiele. Bologna, Linz, Graz oder Innsbruck stehen dabei im direkten Vergleich zur niederösterreichischen Landeshauptstadt.

 

Die zwei angedachten O-Buslinien, könnten entlang der Mariazeller Straße in den Süden, bereits vorhandene Infrastruktur, wie die Masten der Straßenbeleuchtung nutzen. Chauffeure mit Busführerschein sind einsetzbar und in Niederösterreich vorhanden, die Ersparnisse zum Schienenverkehr sind gewaltig und liegen auf der Hand. Erste Überschlagskalkulationen ergaben eine Finanzbedarf zwischen 35 und 45 Millionen Euro Herstellungskosten. Dieser Mitteleinsatz ist im Vergleich zu vielen hunderten Millionen im Schienenausbau vertretbar. So können 80.000 Einwohner zeitnah von dieser effizienten Ergänzung zum St. Pöltner LUP-System profitieren. Eine moderne Oberleitungsbusgarnitur, wie zum Beispiel in Bologna oder Linz, wird in kundenfreundlichen Niederflurausführung hergestellt und kann bis zu 200 Personen mit einer Fahrt transportieren. Dies wäre vor allem in Stoßzeiten, eine ungeheure Entlastung auf den vorhandenen Einfallstraßen in die Landeshauptstadt, auf der täglich über 36.000 PendlerInnen unterwegs sind.

Planungsarbeiten ignorieren bereits fix fertige Planungsunterlagen und starten bei Null – und das erst frühestens Mitte dieses Jahrzehnts. Ein funktionierendes Nahverkehrssystem rückt damit in weite Ferne. Laut Auskunft der ÖBB ist dies, nach dem aktuellen Zeitplan, nicht vor 2030 möglich. Bürgermeister Matthias Stadler legt realisierbare Alternativen auf den Tisch.