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Rosa Jochmann

Zum 120. Geburtstag

Rosa Jochmann wurde am 19. Juli 1901 als viertes von sechs Kindern einer Arbeiterfamilie in Wien Brigittenau geboren. Ihre Eltern waren aus Mähren zugewandert, weshalb die Kinder zweisprachig aufwuchsen. Der Vater war Eisengießer und Mutter Josefine arbeitete als Wäscherin und Putzfrau.

Kurz nach Rosas Geburt zog die Familie nach Simmering, wo Rosa die Volks- und die Bürgerschule besuchte. Nach dem Tod der Mutter 1915 musste sie für ihre jüngeren Geschwister sorgen. Vierzehnjährig fand sie ihre erste Anstellung als Hilfarbeiterin bei der Süßwarenfabrik Victor Schmidt & Söhne. 1916 wurde sie kriegsdienstverpflichtete Arbeiterin in den Simmeringer Draht- und Kabelwerken Ariadne, danach in der Kerzen- und Seifenfabrik Apollo.

Rosas Interesse für die Politik war durch ihren Vater geweckt worden. Sie wurde bald Funktionärin im Fabriksausschuss des Chemiearbeiterverbandes und mit noch nicht einmal zwanzig Jahre Betriebsratsvorsitzende. 1926 wurde sie zur Sekretärin der Chemiearbeitergewerkschaft bestellt. Im selben Jahr war sie eine der ersten AbsolventInnen der Arbeiterhochschule in Döbling. Otto Bauer förderte die junge Genossin, beruft sie 1932 zur Zentralsekretärin der Sozialistischen Frauen und 1933 in den Parteivorstand.

Nach dem Februar 1934 engagierte sich Rosa Jochmann unter dem Decknamen Josefine Drechsler im illegalen Zentralkomitee der Revolutionären Sozialisten (RS). Im August 1934 wurde sie in Wiener Neustadt verhaftet und zu drei Monaten Polizeihaft und einem Jahr Kerker verurteilt.

Rosa Jochmann (Bildmitte) als Rednerin bei der Kundgebung der Revolutionären Sozialisten auf der Predigerstuhlwiese in Kaltenleutgeben am 15. Juli 1934

 

Nach ihrer Freilassung 1935 verbreitete Rosa Jochmann die illegale Arbeiter-Zeitung, organisierte Zusammenkünfte und half mit, den Kontakt zum Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten (ALÖS) in Brünn zu halten. Im August 1939 wurde sie von der Gestapo verhaftet und im März 1940 ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, aus dem sie erst nach der Befreiung des Lagers durch russische Truppen heimkehrte.

1945 konnte sie nahtlos an ihre politische Tätigkeit vor 1934 anschließen: 1945 bis 1967 war sie Abgeordnete zum Nationalrat und Mitglied des SPÖ-Parteivorstandes, ab 1945 Frauen-Zentralsekretärin und von 1959 bis 1967 Vorsitzende der SPÖ-Frauen. Als Vorsitzende des Bundes der Sozialistischen Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus und Vizepräsidentin des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes erinnerte Rosa bis zu ihrem Tod am 28. Jänner 1994 in ihren Reden und Schuldiskussionen unermüdlich an den nationalsozialistischen Terror und warnte vor Vergessen und Verharmlosen.