Hauptinhalt

8. Die Arbeiterbewegung unter dem Faschismus

Niemals vergessen!

Mit der Niederwerfung der österreichischen Sozialdemo­kratie in den Februarkämpfen des Jahres 1934 war auch in Österreich der Weg zum diktatorischen Einparteienstaat, der fast alle Merkmale des Faschismus aufweisen sollte, frei geworden. Man nannte den Staat nach seinem Konstruk­tionsprinzip „Ständestaat".

Dollfuß - von der Republik zum Ständestaat

Die Wirtschaftspolitik des Ständestaates war dadurch bestimmt, dass die Sicherung der Währungsstabilität ober­stes Gebot war. Das bedeutete, dass trotz eines Rückganges der Krise die Zahl der Arbeitslosen hoch blieb. Kapital wurde künstlich knappgehalten, und so kam es in diesen Jahren zu einer Schrumpfung der österreichischen Wirtschaft, wäh­rend das übrige Europa im Schnitt ein jährliches Wirtschafts­wachstum von 0,5 bis 2,3 Prozent aufweisen konnte. Im Außenhandel war Österreich mehr und mehr in einen kolonialen Status abgeglitten. Man exportierte Rohstoffe und importierte Fertigwaren, ganz besonders aus Deutschland, das überhaupt den wichtigsten Handelspartner darstellte.

Die Einkommensverhältnisse brachten den Arbeitern Österreichs in den Jahren 1934 bis 1937 ein Absinken des Reallohnes. Dazu kamen die drückende Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Disziplinierung jener, die noch Arbeit hatten. Wenn man sich die Gesamtjahresleistung eines österreichischen Hochofenarbeiters in Tonnen anschaut, so weist die Statistik 1933 475 Tonnen aus, 1934 schon 500 und 1935 gar 826 Tonnen.

Sozialrechtlich gab es einschneidende Änderung. Mitglieder der Sozialdemokratie, der Freien Gewerkschaften und ihnen nahestehende Personen wurden aller öffent­licher Funktionen für verlustig erklärt. Sie verloren ihre Mandate als Betriebsräte und wurden aus den Arbeiterkam­mern entlassen. Die Leistungen der Sozialversicherung wurden drastisch reduziert, da die Sozialversicherung in­folge der hohen Arbeitslosigkeit stets ein großes Defizit aufzuweisen hatte.

Der Ständestaat konnte sich nur wenige Jahre gegen die aggressive Außenpolitik des nationalsozialistischen Deutschlands behaupten, zumal man eine Verständigung mit den stärksten antinationalsozialistischen Kräften, den klassenbewussten Arbeitern, erst viel zu spät und zu halbherzig suchte. So kam es im Jahre 1938 zum sogenannten "Anschluss", der Eingliederung Österreichs ins Deutsche Reich. Für sieben Jahre war der Staat Österreich ausge­löscht, selbst der Name wurde erst durch „Ostmark" und dann durch ,,Alpen- und Donaureichsgaue" ersetzt.

Für Deutschland ging es beim „Anschluss" auch, oder vielleicht sogar in erster Linie, um wirtschaftliche Interessen. In Österreich gab es große Goldreserven in der National­bank, und Österreich hatte die Rohstoffe, die man für die Rüstungsindustrie so sehr benötigte. Dazu kam, dass es hier Arbeitskräfte gab, während in Deutschland die national­sozialistische Wirtschaftspolitik die Arbeitslosigkeit bereits beseitigt hatte.

Die Nationalsozialisten sahen in Staatsaufträgen einen Ausweg aus der Wirtschaftskrise. Im Straßenbau und in der Rüstungsindustrie wurden riesige Aufträge vergeben, was Arbeitsplätze schuf und die Konjunktur ankurbelte. Der gesteigerte Geldumlauf hatte jedoch keine ausreichende Deckung. Immerhin gelang es den Nationalsozialisten, eine Art Kriegskonjunktur im Frieden zu erreichen, was 1938 das Bruttonationalprodukt um zehn Prozent wachsen ließ. In Österreich fand man nun die notwendigen Arbeitskräfte, die hochqualifiziert und zudem billig waren. Auch gab es Rohstoffe und strategisch günstige Gebiete, was zur Grün­dung neuer großer Industrien, wie der Hermann Göring-Werke (heute VOEST) in Linz, führte.

Für die österreichischen Arbeiter bedeutete diese Politik, dass es erstmals seit Jahren wieder mehr Arbeitsplätze gab. Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit erwarb dem Nationalso­zialismus große Sympathien, da die Arbeiter nicht erkannten, mit welcher Konsequenz diese Wirtschaftspolitik zum Krieg hinführte. Bald bekamen die Arbeiter aber auch die nega­tiven Auswirkungen dieser Politik zu spüren. Viele Öster­reicher wurden ins „Altreich" vermittelt, um dort den Arbeits­kräftebedarf zu decken. Das geschah durchaus nicht immer freiwillig. Noch vor dem Kriege eröffnete die Lebensmittel­knappheit das Feld für Schleichhändler, und die Arbeitszeit wurde generell auf neun Stunden ausgedehnt, verbunden mit einer gesteigerten Arbeitsintensität. Die Nahrungs- und Wohnungssituation öffnete durch ihre ständige Verschlech­terung vielen Arbeitern die Augen.

Die Situation nach den Februarkämpfen 1934 erforderte von der nunmehr illegalen linksgerichteten Arbeiterbewe­gung neue theoretische Überlegungen. Man konnte klar erkennen, wo die Wurzeln für die Niederlage gegen den Faschismus lagen. In Deutschland war es zweifellos die Spaltung der Arbeiterbewegung in zwei Lager gewesen, die mehr untereinander im Streit lagen als mit dem aufsteigen­den Faschismus. Die „Sozialfaschismus-These" der Kommu­nisten, aber auch manche Aktion der Sozialdemokraten hatte einen gemeinsamen Kampf zur Abwehr des Faschis­mus unmöglich gemacht. In Österreich wiederum hatte eine große, aber zu unbewegliche und mit unsicheren Randgrup­pen ausgestattete Bewegung den Kampf erst zu einem Zeitpunkt aufnehmen können, als die Erfolgsaussichten praktisch null waren.

Ausgehend von diesen Erkenntnissen ergaben sich fol­gende Überlegungen: Für den illegalen Kampf muss eine gefestigte und bewegliche Organisation geschaffen werden, und es muss ein Hauptziel darstellen, die Spaltung der Arbeiterbewegung zu überwinden. War der erste dieser Punkte hauptsächlich ein organisatorisches Problem, so waren für den zweiten Punkt auch grundsätzliche ideologische Fragen zu klären. Ausgehend von den verschiedenen Orga­nisationsstrukturen und den Stärkeverhältnissen wurden nun auch unterschiedliche Wege vorgeschlagen, um die angestrebte Einheitsfront gegen den Faschismus zu erreichen.

Bedingt durch ihre längere Erfahrung in der illegalen Arbeit und durch ihre straffe zentrale Leitung wollten die Kommunisten eine „Einheitsfront von unten" erreichen, also ein Zusammenwachsen der Organisationen an der Basis. Die Sozialdemokraten hingegen planten ein Bündnis zweier gleichberechtigter Parteien zur Erreichung eines gemein­samen Zieles, der Niederringung des Faschismus, also eine Einheitsfront „von oben."

Im Spanischen Bürgerkrieg zog es 35.000 bis 40.000 Freiwillige aus 53 Ländern nach Spanien. Kommunisten, Sozialisten, Gewerkschafter, Linke, die gegen den Faschismus kämpfen wollten. Darunter Künstler und Kulturschaffende, die aktiv zur Waffe griffen oder sich als Berichterstatter einsetzten. Trotz mancher politi­scher Differenzen der einzelnen Gruppen lieferte die Volks­front den materiell weit überlegenen und von Hitler und Mussolini unterstützten Faschisten unter Franco eine harte und lange Abwehrschlacht, die zwar mit einer Niederlage endete, aber dennoch die Stärke einer solchen politischen Konzeption deutlich machte, wie sie die Arbeiterparteien anstrebten. In den "Internationalen Brigaden" kämpften auch rund 1700 ÖsterreicherInnen, darunter viele ehemalige Schutzbündler.

Nach den Februarkämpfen 1934 wurden alle noch bestehenden sozialdemokratischen Organisa­tionen zerschlagen, das Genossenschaftswesens und die Konsumvereine "gleicheschaltet", der Mieterschutz praktisch aufgehoben, die Arbeiterbank aufgelöst und die Kollektivverträge gekündigt. Die Errungenschaften von Jahrzehnten wurden also mit einem Schlag beseitigt. Da aber das Regime nicht ganz auf das Wohlwollen der Arbeiter verzichten konnte und wollte, gab es auch Bemühungen, die Arbeiter für das neue Staatswesen zu gewinnen.

Bereits am 2. März 1934 wurde eine Einheitsgewerkschaft gegründet, die die Arbeiter „im Geiste des Christentums" in den berufsständischen Aufbau des Staates eingliedern sollte. Bald folgte das Werksgemeinschaftsgesetz, das den Arbei­tern verdeutlichen sollte, dass die Gesellschaft nicht in Klassen, sondern in Berufsstände zerfällt. Die große Zurückhaltung der Arbeiter bei der Beteiligung an diesen Einrichtungen sollte der Wiener Vizebürgermeister Ernst Karl Winter beseitigen, der gute Kontakte zur Arbeiterbewegung hatte. Winter, der als echter Demokrat die Rechte der Arbeiter tatsächlich gesichert haben wollte, geriet bald in Konflikt mit Schuschnigg. 1935 wurde die „soziale Arbeitsgemeinschaft" (SAG) gegründet, die eine Unterorganisation der „Vaterländischen Front" war und die Einheitsgewerk­schaft ergänzen sollte. Die ehemals sozialdemokratischen Arbeiter gingen nun verstärkt in die Organisationen des Ständestaates und konnten an der Basis einige Erfolge erzielen, wie etwa bei der Wahl der Vertrauensmän­ner der Werksgemeinschaft weit mehr als die Hälfte aller Gewählten ehemalige Betriebsräte waren, von denen viele auch illegal organisiert waren.

Mit einer Reihe von Prozessen versuchte das austrofaschistische Regime in den Jahren 1935 und 1936, den Organisationsapparat der im Untergrund agierenden Revolutionären Sozialisten zu zerschlagen. Den Höhepunkt dieser Verfolgungswelle bildete der sogenannte "Große Sozialistenprozess", der am 16. März 1936 begann und in dem 28 Angeklagte, darunter Bruno Kreisky, des Hochverrats beschuldigt wurden.

Sofort nach dem „Anschluss" wurden alle Organisationen des Ständestaates aufgelöst und der Zwangseintritt in die DAF (Deutsche Arbeitsfront) verfügt. An die Stelle der Werksgemeinschaft trat die Betriebsgemeinschaft, in der Unternehmer und Arbeiter vertreten waren, der Unterneh­mer allerdings als „Führer des Betriebes", die Arbeiter als „Gefolgschaft". „Treuhänder der Arbeit" als regionale Reichsbehörden sorgten für den Arbeitsfrieden. Sie hatten absolute Anord­nungsbefugnis im Bereich des kollektiven Arbeitsvertrags­rechts, sie konnten also autoritär über die Lohngestaltung entscheiden.

Einer Massenpartei wie der österreichischen Sozialdemo­kratie fiel die Umstellung auf den illegalen Kampf schwer. Große Teile der Mitglieder, auch führende Genos­sen (Seitz, Renner) hielten einen illegalen Kampf und die damit verbundenen Risiken und Opfer für nicht zielführend und zogen sich aus der politischen Arbeit zurück. Für andere Teile der aktiven Sozialisten hatte die Partei im Februar ihre Unfähigkeit bewiesen, einen direkten Kampf gegen den Faschismus zu führen. Sie wanderten zu der illegalen KP ab, die bereits seit einem Jahr Erfahrung im Untergrund gesammelt hatte. Ein paar Kämpfer wechselten sogar in die illegalen Formationen der Nationalsozialisten, da sie sich von ihnen den wirkungsvollsten Kampf gegen das verhasste Dollfuß-Regime versprachen. Teile der führen­den Genossen waren im Exil, in erster Linie in der Tsche­choslowakei, und viele saßen in den Kerkern des Regimes oder im Anhaltelager Wöllersdorf.

Beispielhaft für die Widerstandsarbeit sei hier eine Kundgebung der RS auf der Predigerstuhlwiese in Kaltenleutgeben (Bezirk Mödling) erwähnt: Am 15. Juli 1934 trafen sich rund 3.000 Sozialdemokraten auf der Predigerstuhlwiese in Kaltenleutgeben zu einer Gedenkkundgebung an die Opfer des Justizpalastbrandes im Jahr 1927.  Da das austrofaschistische Regime nach dem Februar 1934 die Partei und alle Aktivitäten verboten hat, tarnten sich die TeilnehmerInnen als AusflüglerInnen in den Wienerwald. Kaum hat die Kundgebung mit Liedern und Reden auf der Wienerwaldlichtung begonnen, stürmten faschistische Schutzkorpsleute und Gendarmen aus Kaltenleutgeben aus dem Wald und erschossen die beiden jungen Teilnehmer Richard Lehmann aus Hans Fröhlich. Der durch einen Streifschuss schwer verletzte Karl Reitmaier wurde im Krankenhaus Mödling versorgt und überlebte. (19340715_predigerstuhlwiese_textblatt.pdf)

Revolutionäre Sozialisten

Unter diesen Bedingungen war der Aufbau einer wir­kungsvollen illegalen Organisation natürlich sehr schwer. Noch dazu, als es nicht einfach war, die richtige politische Linie zu finden. Man wollte einerseits einen klaren Bruch mit der alten Partei vollziehen - daher kam es auch zum Namens­wechsel auf „Revolutionäre Sozialisten" (RS). Andererseits hatte die KPÖ in der Illegalität eine Stärke erreicht. die sie nie vorher und nie nachher in der Geschichte Öster­reichs innehatte, so dass auch das Verhältnis zu dieser Partei einer Klärung bedurfte. Während die KP streng zentralistisch nach einem Zellensystem aufgebaut war, versuchten es die Revolutionären Sozialisten mit einer rein horizontalen Glie­derung, die zwar nicht so schlagkräftig, dafür aber auch weniger gefährdet war. Dazu kam noch, dass auch der Schutzbund eine eigene illegale Organisation aufbaute, die sich klar zur Einheitsfront bekannte und in der sowohl Sozialisten als auch Kommunisten mitarbeiteten.

Otto Bauer, Julius Deutsch und Rosa Jochmann

In der Tschechoslowakei hatten die geflohenen Sozialde­mokraten, unter ihnen Otto Bauer und Julius Deutsch, das „Auslandsbüro österreichischer Sozialisten“ (ALÖS) ge­gründet. Es konnte der Widerstandsbewegung im Lande große materielle Hilfe zukommen lassen. Millionen von Flugblättern, Zeitschriften und Broschüren wurden in der Tschechoslowakei hergestellt und über die Grenze geschmuggelt. Dazu kamen Gelder zur Unterstützung, Waffen und Druckmaschinen. Politisch lag die Führung des illegalen Kampfes jedoch nicht bei der Auslandsvertretung, sondern bei der Leitung im Lande, deren prominenteste Mitglieder Joseph Buttinger und Manfred Ackermann waren. Dem ersten Zentralkomitee der Revolutionären Sozialisten gehörten Rosa JochmannKarl HoloubekRoman Felleis und Ludwig Kostroun an. Über die illegale Arbeit berichtet etwa Rudolfine Muhr: "Wir hatten mit der Untergrundarbeit keine Erfahrung, wie wir eine illegale Widerstandsorganisation aufbauen und führen könnten."

Die in den Jahren 1934 bis 1945 als Nachfolgepartei der verbotenen Sozialdemokratie im Untergrund wirkenden Revolutionären Sozialisten (RS) konnten ihre zentrale Parteiorganisation unter den Bedingungen des NS-Terrors nicht aufrechterhalten. Besonders verhängnisvoll wirkte sich die Tätigkeit von Spitzeln und Verrätern wie dem ehemaligen Arbeiter-Zeitungs-Redakteur Hans Pav aus, der zahlreiche seiner GenossInnen der Gestapo auslieferte. Die weiter aktiven Funktionäre, darunter bemerkenswert viele Frauen, konzentrierten ihre Tätigkeit auf die Hilfe für Flüchtende und auf die Unterstützung von Verfolgten und deren Angehörigen; die schon seit 1934 bestehende Sozialistische Arbeiterhilfe (SAH) wurde gleichsam zum Ersatz für die Parteiorganisation.

Die mit den Organisationen im Land bis zum Kriegsausbruch in Verbindung stehende Auslandsvertretung österreichischer Sozialisten in Paris rief zwar zum Nein-Stimmen bei der Hitler-Volksabstimmung auf und distanzierte sich vom Ja Karl Renners; ihre Losung hieß jedoch nicht Rückgängigmachung des "Anschlusses", sondern Umwandlung des nationalsozialistischen in ein sozialistisches Deutschland. Erst im Laufe des Krieges lösten sich die Sozialisten von ihrer großdeutschen Tradition und orientierten sich auf die Wiederherstellung eines (demokratisch-sozialistischen) Österreich in einem freien Europa.

Verfolgung, KZ, Mord, Vertreibung und Exil

Schon in den ersten Tagen der Nazi-Herrschaft wurden zwischen 50.000 und 70.000 Menschen aus politischen oder „rassischen“ Gründen festgenommen. Die Zentralevidenz der Polizeidirektion („Schoberkartei“) bildete die Grundlage für die politische Verfolgung. Die nationalsozialistische Herrschaft setzte den Revolutionären Sozialisten als illegaler organisierter Partei ein Ende. Spätestens bei Kriegsausbruch rissen auch alle Auslandsverbindungen ab.

In der Folge fanden zahlreiche Sozialistinnen und Sozialisten in den Gefängnissen und Lagern NS-Deutschlands den Tod. Zu ihnen zählen unter anderen die Nationalratsabgeordneten Robert Danneberg und Viktor Stein, die Schutzbundführer Alexander Eifler und Richard Bernaschek, die Jugendfunktionäre Otto Felix Kanitz und Roman Felleis sowie die versierte Sozialwissenschaftlerin Käthe Leichter. Andere kamen auf der Flucht vor den nationalsozialistischen Truppen ums Leben. Vor allem jüdische Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wurden rassisch und politisch verfolgt und gehörten zu den Millionen Opfern, die von den Nazis in KZs, Vernichtungslagern, hinter der Front oder als Zwangsarbeiter ermordet wurden.

ORF | Die Geschichte des KZ Mauthausen | 2015

In der sozialdemokratischen Emigration hatten sich indes mehrere organisatorische Zentren herausgebildet, deren Netzwerke auch nach 1945 existent waren. Im Februar 1942 wurde in New York das „Austrian Labour Committee“ (A.L.C.) gegründet. In London konstituierte sich das „Londoner Büro der österreichischen Sozialisten in Großbritannien“, dem unter anderen Oskar PollakKarl CzernetzWalter Wodak, Wilhelm Rosenzweig, Karl Ausch und Marie Jahoda angehörten. Eine weitere sozialistische Gruppe im Exil bildete jene in Stockholm, zu der Bruno Kreisky zählte.

Der Zweite Weltkrieg: Die Tragödie des 20. Jahrhunderts

Der Zweite Weltkrieg bedeutete in erster Linie eine menschliche Tragödie. Die Kriegshandlungen selbst sowie ihre unmittelbaren Folgen hatten weltweit etwa 60 bis 70 Millionen Menschen das Leben gekostet, in der Mehrzahl Zivilisten. Allein die Sowjetunion beklagte 27 Millionen Tote, knapp die Hälfte davon Angehörige der Roten Armee, von denen wiederum jeder Vierte nicht im Kampf fiel, sondern in deutscher Kriegsgefangenschaft umkam. Mehr als sechs Millionen europäische Juden und Jüdinnen waren dem Holocaust zum Opfer gefallen. Der Rassenwahn der Nationalsozialisten hat das jüdische Leben in weiten Teilen Europas ausgelöscht. Viele Menschen hatten ihr Zuhause verloren; Städte, Häuser und Betriebe waren zerstört und Millionen von Soldaten waren vermisst oder in Kriegsgefangenschaft geraten. Noch lange Zeit nach Kriegsende prägten körperlich schwer geschädigte Opfer des Krieges das Straßenbild in den betroffenen Ländern. Weitgehend unbeachtet hinterließen Frontkämpfe, Kriegsgräuel, Holocaust, Bombenkrieg, Flucht und Vertreibung eine ganze traumatisierte Generation.

Auch die österreichischen Opfer im Widerstandskampf waren gewaltig: 2.700 ÖsterreicherInnen wurden in Gerichtsverfahren als aktive Widerstandskampfer zum Tode verurteilt und hingerichtet. 16.493 österreichische Widerstandskämpfer starben in den Konzentrationslagern. 9.687 Österreicher wurden in den Gestapo-Gefängnissen ermordet, 6.420 Österreicher starben in den Zuchthäusern und Gefängnissen der von den deutschen Truppen besetzten Ländern. Der Anteil der Arbeiterbewegung an diesen Opfern lässt sich nicht genau angeben, er war allerdings beträchtlich und umfasste zweifellos den größten Teil.

 

Literaturtipps:

Demokratiezentrum Wien: Der autoritäre "Ständestaat" / Austrofaschismus 1933-1938

Wien Geschichte Wiki: Joseph Buttinger

Hans Landauer/Erich Hackl: ÖsterreicherInnen für Spaniens Freiheit 1936-1939

bpb: Der spanische Bürgerkrieg

Die Welt: Der spanische Bürgerkrieg 1936 – 1939 (Video)

Internationale Brigaden im spanischen Bürgerkrieg (Video)

Erinnern.at: Der spanische Bürgerkrieg

Spaniens Himmel (Lied)

Lied der Internationalen Brigaden (Lied)

DÖW: Widerstand 1934 - 1938

Johanna Dohnal: Ausstellung „Rosa Jochmann“

ORF: Rosa Jochmann - Ein Leben im Widerstand

MKÖ: Österreichs Zeitzeugen

VGA: Rosa Jochmann

Republik Österreich: 1938 – Der "Anschluss" und das Novemberpogrom

Wien Geschichte Wiki: Der Anschluss 1939

Wiener Zeitung: Brünn 1934: Die Geschlagenen im Exil

Republik Österreich: Otto Bauer – Der Kampf um die Würde des Menschen

Österreichische Mediathek: Das Jahr 1938

Engelbert Dollfuß: Trabrennbahn-Rede 1933 (Audio)

„Korneuburger Eid“

Emil Fey: Heimwehrführer und Vizekanzler

Austrian Posters: Propaganda aus dem linken Widerstand

DÖW: Die „Illegale Flugblattsammlung“ des DÖW

Hannes Wader: Die Moorsoldaten (Lied)

Österreichische Mediathek - Tondokumente: Joseph Buttinger - Exilregierung in Frankreich? Julius Deutsch - Exilregierung in Frankreich?

bpb: Kriegsfolgen

Demokratiewebstatt: Lage der Bevölkerung nach Kriegsende

Demokratiewebstatt: Antisemitismus

#Zeitreise/Blog: 15.7.1934_Predigerstuhlwiese